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Gemeiner Nagekäfer
(Holzwurm)

Eines der lästigsten Probleme für den Einrahmer ist der Holzwurmbefall bei Bilderleisten und Bilderrahmen.
Der Beitrag erklärt, was ein Nagekäfer ist und wie man ihn bekämpfen kann.

 

Die Lebensdauer eines Nagekäfers (Anobium punctatum) geht von einigen Tagen bis zu 2-3 Wochen. Während ihres kurzen Lebens verpaaren sich Nagekäfer. Jedes Weibchen legt in den Rissen oder den Unregelmäßigkeiten des Holzes 40-60 Eier ab.
Das bedeutet, dass gut polierte und geschützte Möbelstücke keinen günstigen Umfeld für die Ausbreitung der Schädlinge darstellt.
Was Rahmen betrifft, ist es leichter, daß die Eier auf die Rahmenrückwand gelegt werden, wo das Holz meistens unbehandelt und nicht vom Lack geschützt ist.
Bilderleisten werden leichter als fertige Bilderrahmen befallen.
Die Larve fängt meistens erst dann an, sich vom Holz zu ernähren, wenn man die Leiste schon geschnitten und zusammengeheftet hat. Deshalb merkt man nicht, daß das Holz die Larve enthält.
Holz besteht aus organischen Substanzen, Vitaminen, Proteinen, Wasser, alles was Holzwürmer benötigen, um sich zu ernähren und zu vermehren. Holzwürmer lieben weiches Holz wie Ayous. Hartes Holz, wie Ramin oder harzhaltiges Holz wie Pinie und Tanne, lieben sie nicht.
Wenn die Larven ins Holz eingedrungen sind, ernähren sie sich vom Holz und bilden somit lange Tunnels, die die normale Maserung des Holzes folgen. Und gerade hier entstehen die meisten Schäden. Die Tunnels, die sich durch das abgefressene Holz bilden, haben ein Durchmesser von 2-3 Millimeter.
Wenn der Wachstumsstadium abgeschlossen ist, ist die Larve ein Vollinsekt geworden. Ihre Farbe, die am Anfang hell war, wird dunkel, fast schwarz. An dieser Stelle fliegt der Holzwurm durch das Ausflugloch aus dem Holz heraus.
Der Zeitraum zwischen das Öffnen der Eier und dem Ausflug variiert je nach Umgebungs- und Lebensbedingungen und kann einige Monate bis zu 2-3 Jahren dauern.
Bevor der Holzwurm seinen vollständigen Lebenszyklus vollendet hat, ist er von Aussen nicht sichtbar.

 

Der Holwurm (Anobium punctatum)


Holzwürmer sind heutzutage mehr verbreitet als früher, weil sie in unseren geheizten Wohnungen günstigere Klimabedingungen finden.
Andere Faktoren, die für die Schädlinge günstig sind, sind Feuchtigkeit und Dunkelheit.
Der Lebenszyklus von Holzwürmern kann auch Jahre dauern. Am Ende des Zyklus (generell im Frühling oder Winter), erfolgt die Verpuppung und das erwachsene Insekt kommt raus. Anders als man denken könnte, sind die Löcher, die wir auf von Holzwürmern befallene Rahmen sehen, nicht Einflug- sondern Ausfluglöcher. D.h. wenn wir die Löcher sehen, ist der Schaden im Inneren bereits erfolgt.


Von Schädlingen befallene Bilderleiste


Normalerweise fliegen Holzwürmer dann aus, wenn es warm wird, von Mai bis Juli.
Kleine Bohrmehlhäufchen, die man plötzlich auf dem Fussboden oder in den Möbeln findet, deuten auf Holzwürmer hin. Die Ausfluglöcher sind deutlich erkennbar: die neuen sind heller. wenn wir Löcher mit dunklem Rand sehen, sind es Löcher von Holzwürmern, die vor langer Zeit ausgeflogen sind.

 

Was muss der Einrahmer tun, wenn er von Schädlingen befallene Leisten entdeckt?

Der Einrahmer bemerkt den Befall, wenn er kleine Holzstaubhäufchen auf dem Fussboden findet.
Er muss in diesem Fall, das Leistenpaket, woraus der Staub kommt, öffnen.
Er muss alle darin enthaltenen Leisten gründlich kontrollieren und prüfen, ob die üblichen Holzwurmlöcher vorhanden sind. Wenn die Löcher dunkel sind, heisst es, sie sind harmlos, weil das Insekt schon vor langer Zeit heurausgeflogen ist.
Es ist nicht notwendig, die gesamte Leiste zu vernichten, es genügt, wenn man das Teil wegschneidet und vernichtet, das ausgefressen worden ist. Bilderleisten sind teuer, deshalb müssen die guten Teile der Leiste nicht verschwendet werden.
Um das Teil der Leiste zu finden, das nicht ausgefressen worden ist, muss der Einrahmer das Teil, das offensichtlich befallen worden ist, abschneiden und dann weitere Stücke wegschneiden, bis er das Teil der Leiste erreicht, das nicht ausgefressen worden ist und deshalb verwendet werden kann.
Die befallenen Teile der Leiste, müssen sofort aus der Werkstatt entfernt und entsorgt werden, um zu vermeiden, dass lebendige Holzwürmer andere Holzteile befallen.

 

Was tun, wenn der Kunde einen von Schädlingen befallenen Rahmen zurückbringt?

Für den Einrahmer ist diese eine sehr peinliche Situation.
Wenn der Rahmen vor relativ kurzer Zeit angefertigt worden ist (weniger als ein Jahr) muss der Einrahmer den Rahmen ersetzen.
Wenn die Einrahmung länger als 4 Jahre zurückliegt, ist der Holzwurm mit grosser Wahrscheinlichkeit woanders ins Holz eingedrungen.
Der Einrahmer kann dem Kunden ohne weiteres erklären, dass die maximale Entwicklungszeit der Larve ungefähr 4 Jahre beträgt.
Ist der Rahmen in einem Zeitraum von 1 bis 4 Jahren angefertigt worden, ist er Einrahmer sehr wahrscheinlich nicht verantwortlich. In diesen Fällen muss man verschiedene Aspekte in Betracht ziehen: wie wichtig der Kunde für uns ist und ob wir, abgesehen von der Verantwortlichkeit, kulant sein wollen.
Man muss dem Kunden erklären, daß Holzwürmer auch nach Jahren ausfliegen können, und daß es möglich ist, daß sie von anderen befallenen Möbelstücken stammen.
Dem Kunden muss klar gemacht werden, daß unsere Verantwortung zeitbeschränkt ist.
Wir werden ihm dann sagen, daß obwohl wir keine Verantwortung haben, aus Kulanz, den Rahmen ersetzen werden oder wir bieten ihm einen neuen Rahmen zu einem besonders günstigen Preis an.

 

Was tun mit dem Hersteller der befallenen Leisten?

Egal ob der Schädlingsbefall vom Endkunden oder vom Leistenlieferanten entdeckt wird, ist in der Regel, innerhalb einer Frist von 4 Jahren, der Leistenhersteller dafür verantwortlich.
Eine klare Verantwortung trägt der Hersteller vor allem dann, wenn er die Leiste als “gegen Schädlingsbefall behandelte Leiste” verkauft hat.
In anderen Fällen ist seine Verantwortung nicht beweisbar.
Reklamieren oder nicht reklamieren? Das hängt von der Geschäftsbeziehung ab. Selbstverständlich ist es nicht ratsam, für eine einzige befallene Leiste zu reklamieren, obwohl man den Hersteller darauf aufmerksam machen müsste.
Wenn das Problem des Schädlingsbefall bei einem Hersteller oft vorkommt, heisst das, dass er minderwertiges Holz für die Herstellung benutzt und in diesem Fall ist es ratsam, den Hersteller zu wechseln.