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Kostenvoranschlag für 500 Rahmen

 

Solch ein großer Auftrag ist für den Einrahmer bestimmt begehrenswert. Wir raten jedoch Vorsicht, bevor man die Bestellung annimmt.

 

Einige Einrahmer sind für die Serienproduktion von Rahmen spezialisiert. Diese Einrahmer können natürlich günstigere Preise als normale Einrahmungsgeschäfte anbieten und ihre Organisation ist auf Serienproduktion eingestellt. Ist ein Eintritt in diesen Sektor vorteilhaft?
Nehmen wir als Beispiel einen Einrahmer, der seine erste große Rahmenbestellung vor sich hat.

 

Die Bestellung

Mit einem "großen Auftrag" wird eine Bestellung von mindestens 50 Rahmen für einen einzigen Kunden gemeint. Wegen ihrer Wichtigkeit muß die Bestellung in einem Kostenvoranschlag mit Angabe von Preisen, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen festgelegt werden, wie ein normaler Kaufvertrag.

  

Die Bestellung kann verschiedene Fälle betreffen:

Eine Charakteristik, die all diese Aufträge gemeinsam haben, ist die Schlichtheit der Rahmen, bei denen der günstige Preis eine wesentliche Rolle spielt.

  

Der Kunde

Der Kunde ist meistens entweder eine öffentliche Behörde oder eine Privatfirma.
Der Sachbearbeiter des öffentlichen Amtes, der die Aufgabe hat, eine solchen Bestellung aufzugeben, hat in der Regel nicht viel Erfahrung auf diesem Sektor. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, daß die Buchhaltungsabteilung eines öffentlichen Amtes eine große Anzahl Rahmen braucht. Der Sachbearbeiter wird sich also an einen bekannten Einrahmer wenden, ohne zu wissen, ob dieser für Serienarbeiten ausgestattet ist. Dieser Erfahrungsmangel kann zu Gunsten des Einrahmers sein.

  

Welche privaten Firmen könnten eine größere Anzahl von Rahmen gebrauchen? Einige Beispiele: Banken; große Firmen, die Ihre Büros, Hotels und Restaurants ausstatten wollen; Unternehmen, die Wettbewerbe und Prämiierungen veranstalten; Marketing-Gesellschaften usw.
In der Einkaufsabteilung dieser Unternehmen hat das Personal mit Preisen und Bestellungen eine größere Erfahrung und wird also dazu neigen sein, einen niedrigsten Preis auszuhandeln und Strickkonditionen zu verlangen.

 

Der Kostenvoranschlag

Normalerweise fordert der Kunde einen Kostenvoranschlag an, um das Angebot mit anderen Firmen zu vergleichen. Manchmal möchte er auch nur eine Preisidee haben, um Überraschungen am Ende zu vermeiden. Natürlich wäre es für den Einrahmer vorteilhafter, wenn der Kostenvoranschlag nicht mit anderen verglichen würde. Eine diskrete Forschung diesbezüglich könnte zu seinem Gunsten sein.

 

Der Kostenvoranschlag darf nicht sehr hoch sein, denn es besteht das Risiko, die Arbeit zu verlieren. Schlimmer wäre jedoch, einen zu niedrigen Kostenvoranschlag vorzulegen, denn das würde Verlust bedeuten. Wie müssen die Preise kalkuliert werden? Es gibt zwei Möglichkeiten: man kalkuliert den normalen Preis und gewährt dann einen Mengenrabatt oder, es werden die realen Kosten der Produktion berechnet und ein Gewinnanteil zugeschlagen. Wir empfehlen die zweite Lösung, vor allem, wenn es sich um eine größere Menge handelt. Es muß nämlich darauf geachtet werden, daß alle Kosten berechnet werden: Material, Arbeitskraft, sonstige Kosten.

  

Der Einrahmer, der mit großen Aufträgen keine Erfahrung hat, neigt dazu, von der Versuchung geführt, den Auftrag nicht zu verlieren, diese Preise zu unterschätzen. Man muß dieser Versuchung unbedingt widerstehen. Wenn die realen Kosten unterschätzt werden, entsteht zwangsweise Geldverlust.

  

Organisation in der Werkstatt

Sind Sie für eine solche Arbeit ausreichend organisiert? Verfügen Sie über genügend Platzt? Ist Ihre Ausstattung dafür geeignet? Bevor Sie den Auftrag annehmen, müssen Sie diese Gesichtspunkte in Betracht ziehen. Wenn Ihre Werkstatt kleiner als 30 Quadratmeter ist, ist die Ablagerung von 100 Rahmen nicht möglich, es sei denn, sie verfügen durchgehend über einen zweiten Raum.

  

Ist Ihre Ausstattung für eine Serienproduktion geeignet? Es sind eine Doppelgehrungssäge, eine pneumatische Heftmaschine und einen Kartonschneider erforderlich. Wenn Sie nicht über diese Maschinen verfügen , sind Sie für Serienarbeiten nicht kompetitiv. Eine komplette Ausstattung allein genügt allerdings nicht; sie müssen sich für die Serienarbeit entsprechend organisieren, indem Sie große leere Flächen für die Ablagerung des Materials organisieren, geeignete Arbeitstische anschaffen und vor allem für Ordnung sorgen.

  

Das Personal

Um eine Serienproduktion ausführen zu können, brauchen Sie Personal. Sie können nicht alles selber machen. Sie müßten also anderes Personal einsetzen oder einen Teil der Arbeit an eine andere Firma weitergeben. Davor müssten Sie die Vor- und Nachteile beider Lösungen abwiegen. Die Einstellung von neuem Personal bringt das Risiko mit sich, bei Beendigung der Arbeit für die neue Arbeitskraft keine Beschäftigung mehr zu haben. Eine Alternativ-Lösung wäre die Einstellung auf begrenzte Zeit, obwohl auch hier kostenaufwendige Problem der Ausbildung, die nicht in kurzer Zeit vorgenommen werden kann, aufkommt.

  

Einkäufe

Um einen günstigen Kostenvoranschlag vorlegen zu können, muß man günstig einkaufen. Das ist der Fall, wenn man in großen Mengen einkauft, um den besten Preis mit den höchsten Skontos zu erhalten. Die Auswahl des Lieferanten muß sich auf diejenigen einschränken, die bei Bestellungen auf Menge eingestellt sind. Insbesondere müßte die Wahl nach Herstellern und nicht nach Großhändlern ausgerichtet sein, nach Firmen, die nicht viel Werbung machen und keine große Verkaufsorganisation haben, denn diese können die niedrigsten Preise garantieren. Das sind keine einfachen Forschungen für diejenigen, die im Sektor wenig Erfahrung haben. Bei Ihrer Preisanfrage vergessen Sie nicht zu betonen, daß Sie einen möglichst niedrigen Preis für einen konkurrenzfähigen Kostenvoranschlag einer größeren Bestellung brauchen. Achten Sie genau auf die Lieferfristen des Lieferanten. Oft können Hersteller keine kurzen Lieferfristen wie Großhändler einhalten, denn sie haben keine Vorratsware; sollte die Ware zu spät geliefert werden, hätten Sie enorme Probleme mit Ihrem Kunden. Nicht zu bagatellisieren sind die Zahlungsbedingungen. Sie können sich nicht leisten, die Ware des Lieferanten zu bezahlen, bevor Sie die Bezahlung von Ihrem Kunden erhalten haben, es sei denn, Sie haben andere finanzielle Möglichkeiten. Wenn Sie Erstkunde sind, wird der Lieferant eine Zahlung per Nachnahme verlangen.

  

Der Arbeitsvorgang

Für große Aufträge muß der Arbeitsvorgang auf Serienarbeit eingestellt sein. Sie dürfen auf keinen Fall die Rahmen einzeln anfertigen, das würde eine unendliche Arbeit sein. Erst muß der Schnitt aller Leisten durchgeführt werden; dann geht man zur Heftarbeit über, zusätzlich schneidet man Glas, Passepartouts usw.
Wir empfehlen, die Arbeitszeiten aller Vorgänge zu notieren, damit Sie am Schluß die Kosten der Arbeitszeit genau kalkulieren können und somit auch zukünftige Bestellungen gut abschätzen können.

 

Der Leistenschnitt. Wenn die Leisten sehr breit sind, ist für Serienarbeiten eine Doppelgehrungssäge zu empfehlen. Für dünnere Leisten ist auch eine Stanze geeignet, die auch zwei Schnitte in einem einzigen Vorgang ermöglicht.
Wenn Sie eine Rahmenserie des gleichen Modells mit verschiedenen Maßen durchführen müssen, entwerfen Sie ein Schnitt-Schema. Auf einer Seite des Blattes notieren Sie die zu schneidenden Rahmen (Maße und Menge je Maß). Auf einer anderen Seite die Anzahl der Leistenabschnitte für jedes Maß, indem Sie beim höheren Maß anfangen.
Rechnen Sie nun die Anzahl der Leistenabschnitte und Rahmen, die Sie zu schneiden haben, zusammen.
Kontrollieren Sie, ob die Anzahl der Stücke genau viermal die Anzahl der Rahmen ausmacht.
Überreichen Sie nun das Schema dem Sachverständigen für den Schnitt.
Die zu schneidenden Leisten müssen aufgestapelt auf einem Tisch oder Wagen in Schnittposition geordnet werden, um zu vermeiden, daß diese jedesmal umgedreht werden müssen. Es ist empfehlenswert, erst den Schnitt der längeren Leisten durchzuführen und danach zu den kürzeren überzugehen.
Die Abschnitte werden nach Maß geordnet, damit sie bei Maßänderung sofort eingesetzt werden können.
Man muss vermeiden, zu kleine Abschnitte zu bekommen, die nicht für die kleinsten Teile der Serie eingesetzt werden können.
Eine korrekte Leitung des Schnittvorganges erlaubt uns, die ganze Serie zu schneiden, ohne daß viele Restabschnitte übrig bleiben.
Die Zuschnitte werden nach und nach ordnungsgemäß in geeigneten Fächern oder Wagen gestapelt.

  

Das Heften der Rahmenteile. Zusammenheften der Zuschnitte . Für Serienarbeiten ist eine pneumatische Heftmaschine notwendig. Auf dem Markt findet man Heftmaschinen, die mehr oder weniger gut ausgestattet sind. Generell ist die Benutzung des Klebstoffes beim Heften nicht notwendig. Es ist vorziehbar, eine Klammer mehr, als Leim zu benutzen.

  

Schnitt des Glases. Um den Schnitt des Glases zu automatisieren, können Winkel für den Serienschnitt benutzt werden. Optimal wäre die Einsetzung von vertikalen Glas-Schneidern, die den Serienschnitt erheblich erleichtern und absolute Präzision garantieren.
Man könnte auch in Erwägung ziehen, nach Maß geschnittene Glasscheiben zu beziehen. Beachten Sie, daß Glasscheiben immer etwas quer, vertikal und nie gerade aufgestellt werden sollten.

  

Schnitt des Passepartouts. Im Handel sind Passepartoutschneider erhältlich, die den Schnitt aller vier Seiten ermöglichen, ohne das Blatt zu bewegen. Ein Bezug eines solchen Schneiders kann nur dann gewinnbringend sein, wenn das Arbeitsvolumen sehr hoch ist. Man kann natürlich auch einen normalen Schneider benutzen, vorausgesetzt, daß die Arbeit serienweise durchgeführt wird, d.h. erst alle langen und dann alle kurzen Seiten.

  

Schnitt der Rahmenrückseite. Für den Schnitt von Karton, Hartfaser, Styropor oder ähnlichem Material ist ein Kartonschneider erforderlich. Das Schneiden mit einem Messer würde schwer und zeitaufwendig sein.

  

Montage des Bildes am Rahmen. Um das Bild am Rahmen zu befestigen, können pneumatische Pistolen oder Tacker wie F18 oder Frame Master benutzt werden. In einigen Fällen sind Lamellen anstatt Nägeln angebrachter. Im Handel findet man verschiedene Fixiermaschinen für Lamellen mit verschiedenen Automatik-Stufen.

  

Der Haken. Für das Anbringen des Hakens ist eine pneumatische Pistole, die die Lasche der Öse mit einer Klammer perforiert, die zeitsparendste Lösung. Wird der Haken am Rahmenrückenteil (Karton oder Hartfaser) angebracht, kann er mit einem Stanzer fixiert werden, alles hängt vom Hakentyp ab.

  

Die Zahlungskonditionen

Das ist der empfindlichste Punkt bei großen Aufträgen.
Wenn der Auftrag von einem öffentlichen Amt erteilt wird, kann die Zahlungsfrist sehr lang und nicht gut abstimmbar sein. Diese Ämter bezahlen meistens nur dann, wenn der für diese Arbeit zur Verfügung stehender Betrag, bereitgestellt worden ist.
Sie müssen also unbedingt darauf bestehen, eine genaue Zahlungsfrist schriftlich festzulegen. Ein sprachliches Abkommen über die Angelegenheit ist nicht ausreichend.
Gehen Sie von Anfang an davon aus, daß der Zahlungstermin überschritten wird.

 

Wenn der Auftrag von einer privaten Firma erteilt wird, ist das Problem nicht geringer. Große Gesellschaften haben sehr lange Zahlungsfristen. In einigen Fällen wird verlangt, daß die Arbeit vollendet und die Rechnung ausgestellt worden ist, bevor die Zahlung erfolgt.
Wenn der Auftrag Teillieferungen vorsieht, werden Sie nur am Schluß die Rechnung ausstellen können.
Bei privaten Unternehmen besteht außerdem immer die Gefahr, daß finanzielle Probleme auftreten. Es wäre angebracht, vor der Ausführung des Auftrages Bankinformationen einzuholen.
Ein weiteres Risiko sind eventuelle Beanstandungen, die bei Aushändigung der Rahmen entstehen können.
Diese Beanstandungen können sowohl die Qualität der Rahmen, als auch Verspätungen in der Lieferfrist oder Beschädigung der Rahmen während des Transportes betreffen.

 

Wie muß man also vorgehen? Man muß sehr gut aufpassen. Ein falscher Schritt in dieser Richtung kann uns hoch zu stehen kommen, sogar einen Konkurs verursachen.
Man muß der verlockenden Versuchung widerstehen, den Auftrag auch dann anzunehmen, wenn wir nicht genügend finanzielle Mittel besitzen, die uns erlauben, bis zur Bezahlung des Auftrages, zu überleben.
Man muß in einigen Fällen auch die Möglichkeit einer Anzahlung in Erwägung ziehen.
Es ist vorzuziehen, auf den Auftrag zu verzichten, als am Schluß einen Verlust in Kauf nehmen zu müssen.

  

Die Lieferfrist

Ein weiterer Punkt, der nicht unterschätzt werden darf.
Der Kunde verlangt oft sehr kurze Lieferzeiten.
Manchmal wird im Kaufvertrag eine Vertragsstrafe für die nicht eingehaltene Lieferfrist eingeführt.
Der Einrahmer muß also seine Lieferkapazität sehr objektiv einschätzen können. Er darf nicht zu optimistisch sein. Er darf nicht vergessen, daß neben der großen Bestellung auch die alltägliche Arbeit ausgeführt werden muß und auf keinen Fall vernachlässigt werden darf.
Der Einrahmer muß also bei der Angabe des Liefertermins sehr vorsichtig sein und die Folgen einer eventuellen Verspätung gut abschätzen können.
Die Annullierung des Auftrages während seiner Ausführung, aus Zeitgründen, wäre eine authentische finanzielle Katastrophe.
Man muß aussederm auch eventuelle unvorhergesehene Umstände in Betracht ziehen, wie z.B. Krankheit des Personals, Verspätungen in der Auslieferung des Materials usw.

  

Sonstige Bedingungen im Kaufvertrag

Andere Bedingungen, die im Kaufvertrag festgelegt werden, sind: Art der Verpackung, Transport, Lieferung, Installation und Betreuung der Bilder.

  

Die Verpackung. Der Vertrag sieht manchmal vor, daß die Rahmen einzeln in Kartonschachteln verpackt werden.
Diese Schachteln müssen natürlich von einer Kartonfabrik hergestellt werden. Wenn Sie keine Erfahrung diesbezüglich haben, müssen Sie Ihren Kunden dementsprechend informieren.

  

Der Transport. Auch dieser Punkt muß im Kostenvoranschlag berücksichtigt werden. Wenn der Transport zu Ihren Lasten geht, tragen Sie auch die Verantwortung für eventuelle Schäden während desselben. Informieren Sie sich bei Auftragserteilung über den Bestimmungsort der Rahmen.

  

Installation. Sehr oft wird auch das Aufhängen der Bilder angefragt. Die entsprechenden Kosten müssen natürlich berechnet werden.

  

Betreuung. Achten Sie sehr gut auf eventuelle Bedingungen im Kaufvertrag über die Beschädigung der Bilder nach dem Transport. Wer trägt da die Verantwortung? Was passiert, wenn der Haken nicht hält und das Bild fällt? Die Angelegenheit ist besonders wichtig, wenn das Bild vor der vollkommenen Begleichung der Rechnung herunter fällt!

  

Schlussfolgerung

Ist also ein großer Rahmenauftrag interessant? Das hängt von vielen Gesichtspunkten ab, der wichtigste ist der Standort und die Größe der Werkstatt. Wenn man über einer großen Werkstatt in einer nicht kommerziellen Gegend verfügt, kann man versuchen, in die Großproduktion einzusteigen. Wenn die Werkstatt nicht sehr groß ist und sich in einer dicht bewohnten Gegend befindet, ist es empfehlenswert davon abzusehen.
Eine perfekte aber schwierige Alternative wäre eine Organisation, die sowohl die Ausführung von kleinen als auch von großen Aufträgen vorsieht. Man könnte in diesem Fall Material mit niedrigen Kosten beziehen, das auch für kleine Aufträge mit einem größeren Gewinn, eingesetzt werden könnte.
Der kleine Einrahmer, der keine Erfahrung mit großen Bestellungen hat, muß jedoch sehr gut aufpassen und keine falschen Schritte machen. Wenn er nicht über genügend Platz verfügt und allein arbeitet, muß er sehr gut überlegen, bevor er einen Großauftrag annimmt.
Den Auftrag ablehnen, ist in einigen Fällen sogar di finanziell vorteilhafteste Lösung.